Some nights in Bangkok
Chrissie:
Thailand, wir sind angekommen. In Bangkok, einer Stadt, die weder auf Reinhards noch auf meiner Wunschliste stand. In einem Land, das uns immer zu touristisch erschien, um auch nur darüber nachzudenken, ob wir es besuchen wollen oder nicht.
Aber nun sind wir hier, weil dies die nächstbeste Option ist, um über Land nach Hause zu reisen.
Wir sind null vorbereitet, als wir den Flug buchen. Welche Währung haben die zu welchem Umrechnungskurs? Wie gut kommt man von A nach B? Was ist der beste Grenzübergang nach Myanmar? Ach ja, und was sollte man sich anschauen, wenn man schon mal da ist?
Für die letzte Frage kennen wir glücklicherweise eine junge, gut organisierte Frau, die schon mehrmals auf Thailandreise gegangen ist. Sie hat uns für die ersten Tage in Bangkok etliche Seiten ihrer eigenen Aufzeichnungen eingescannt mit Tipps, Vorschlägen und persönlichen Resümees. Danke, Annika! Du hast uns einige Arbeit gespart und sind gern deinen Vorschlägen gefolgt.
Doch bevor wir ans Vergnügen denken können, gibt es einiges zu organisieren. Zuerst das Übliche. Unterkunft, SIM-Karte, Geld. Das ist hier einfach und nach Verlassen des Flughafens erledigt. Andere Dinge brauchen mehr Zeit. Auf Borneo fiel uns auf, dass unsere internationalen Führerscheine abgelaufen sind. Nicht gut. Zumindest dann nicht, wenn wir außerhalb der ausgetretenen Pfade ein paar Entdeckungen machen wollen. Schon nach einer halben Stunde Recherche fluche ich. „Kacke! Das deutsche Konsulat stellt keine neuen Führerscheine aus.“
„Und jetzt?“
„Wir sollen uns an die Behörde wenden, die den Führerschein ausgestellt hat.“
„Bochum? Geil!“
„Jau, ich schreib die mal per Mail an, aber ich weiß jetzt schon, dass das ne Totgeburt ist.“ [Anm. : War es! Bis heute keine Reaktion]
„Also kein Roller? Kein Mietwagen?“
„Das Mieten ist nicht das Problem.“
Den nächsten Satz muss ich nicht aussprechen. Reinhard versteht mich auch so. „Und wenn wir einen Unfall haben?“
Ich zucke mit den Schultern.
Alles doof. Aber eine Facebook-Freundin, die ich in einer Weltreisegruppe kennengelernt habe (Vielen Dank, Marianne :-)) macht einen Vorschlag, mit dem ich bereit bin, das Risiko einzugehen.
„Liebe Christiane Bogenstahl, du kannst auch eine beglaubigte Übersetzung vom Führerschein benutzen. Die kannst du online oder bei der jeweiligen Deutschen Botschaft holen, wo du gerade bist. Kosten: 20 – 50 Euro.“
Einen Link zu einem Übersetzungsbüro in Deutschland schickt sie mir außerdem. Noch am Tag unserer Ankunft in Bangkok kann ich triumphierend vermelden: „In ein bis zwei Tagen kommt die beglaubigte Übersetzung in unser Hotel?“
„So schnell?“
„DHL, internationaler Expressversand.“
„Teuer?“
„Willst du nicht wissen. Aber die Übersetzung war deutlich günstiger.“
Reinhard verzieht den Mund. Und ich sage: „Irgendwie muss das Geld ja raus.“
Wir lachen. Bisher waren wir tatsächlich sehr genügsam auf unserer Reise. Wenn es in diesem Stil weitergeht, könnten wir locker zwei Jahre machen.
Am nächsten Tag läuft alles wie geschmiert. Wir schlafen aus, haben ein wunderbares Frühstück und rufen uns ein Grab Taxi, um zur Botschaft Myanmars zu gelangen. Noch während wir warten, sehe ich ein DHL Fahrzeug vorm Hotel stoppen. „For Bogenstahl?“, frage ich. Der Mann in rot-gelber Montur wirft einen Blick auf den Umschlag und nickt überrascht. Unterschrift, Check! Führerscheinsache erledigt.
Im gleichen Moment kurvt unser Privattaxi um die Ecke. Diesmal sitzt eine Frau am Steuer. „Embassy?“
„Yes.“
Auf dem Weg dorthin bewundern wir schon das Straßenleben und jede Menge Tempel. Bunt, gold, groß und klein. Bangkok überrascht mich.
Erwartet hatte ich das Gewusel aus Ho Chi Minh City mit chaotischstem Straßenverkehr kombiniert mit Abgasen wie in Mexiko City, wo die Sonne stets hinter einem Schleier zu stecken scheint. Ja, Bangkok ist groß und lebendig. Aber trotzdem … irgendwie entspannt.
Wenige Minuten später werden wir an einer Häuserecke abgesetzt. Wir steigen aus, finden jedoch keinen Eingang zu etwas, das offiziell aussieht. Des Rätsels Lösung: falsche Seite des Häuserblocks. Die Sonne knallt erbarmungslos. Wir brauchen vier Minuten, um das türkisfarbene Schild zu entdecken, das uns den Weg zum Eingang weist.
Fast hätten wir die kleine Pforte übersehen, denn direkt neben der Botschaft thront in einem Protzgebäude die thailändische Niederlassung des Bayer Konzerns. Als wir eintreten, sind wir mal wieder so durchgefeuchtet wie nach einem Besuch in einer finnischen Sauna. Reinhard guckt auf die Uhr. „In einer halben Stunde machen die Mittagspause.“
“Dann man tau.“
Wir passieren ein Drehkreuz mit Beamten, die uns nicht mal eines Blickes würdigen. Der Scanner für das Gepäck bekommt auch keine Arbeit. Gibt es keine Terroristen mehr auf der Welt?
Dann befinden wir uns kurz darauf in einem Warteraum. Einige Einheimische, wie es scheint, sitzen dort gelangweilt auf Stühlen.
Die Schalter sind dekoriert, als könne man dort Pferdewetten platzieren. Nur die Nummern über den dunkel verglasten Räumen verraten, dass es hier nicht um Sieg oder Platz für Adlerflug, Königsstuhl oder Overdose geht.
Im Amt zieht man Nummern. Unsere ist 5027. Kaum haben wir uns die Formulare zum Ausfüllen besorgt, blinkt unser Zahl auf. Die Dame am Schalter lächelt. Wir sollen uns Zeit lassen. Außer uns sind keine Weißgesichter zu sehen. Alles klar. Reinhard hat seine Brille vergessen. Zwanzig Minuten haben wir noch. Besser, ich schalte den Turbo ein.
Ach, du Scheiße, denke ich wenige Minuten später, nachdem die üblichen Stammdaten eingetragen sind. Ich weiß doch noch gar nicht, wo wir die Grenze passieren wollen, geschweige denn habe ich irgendeine Hotelbuchung, die ich vorweisen könnte. Okay, das wird mal wieder sportlich.
Mit Warp 9,9 fräse ich mich durch einige Blogs und entscheide spontan. Der Übergang von Mae Sot im Norden Thailands nach Myawaddy ist mehrfach erprobt. Kann so falsch nicht sein. Jetzt nur noch eine Unterkunft, die man später stornieren kann. Golden Earth Hotel. BÄM! Erledigt. Die restlichen Angaben kritzele ich fix in die Felder und eine fiktive Reiseroute klaue ich aus einem der Blogs, die noch offen in einem Tab steht. Am Ende müssen wir noch unterschreiben, dass wir uns in Myanmar jeglicher politischen Tätigkeit enthalten und uns nicht in die inneren Angelegenheiten des Landes einmischen werden.
Fünf Minuten vor der Mittagspause reichen wir alles ein. Antrag, Passbilder, Pass sowie 1600 Baht pro Nase. Abholen können wir Pässe und Visa am nächsten Tag. Läuft.
Ab jetzt sind wir ganz normale Touries. Wir fahren mit dem Wassertaxi, gucken uns mehrere prachtvolle Tempel an, besuchen die Partymeile Khao San, quatschen mit Mönchen und essen und trinken nach Herzenslust. Vier Tage sind geplant. Sechs werden es. Was es in Bangkok alles zu sehen und zu erleben gibt, kann man zu Hauf in 1001 Blogs von anderen Reisenden nachlesen. Da sind wir nicht anders. Und irgendwie haben wir keine Lust aufzuschreiben, was es in x Varianten und in besserer Form schon gibt. In den nachfolgenden Bildergalerien könnt ihr aber sehen, was wir in und um Bangkok Spannendes gesehen haben.
Impressionen, bunt gemischt
Ayutthaya
Friedhof der Flugzeuge (Vorort von Bangkok)
Und wer wissen möchte, wie neue Sektenmitglieder im größten buddhistischen Tempel der Welt geködert werden, der muss wohl oder übel nach unserer Rückkehr einen unserer Vorträge besuchen. 😉
Wat Phra Dhammakaya – Überraschendes Angebot
2 thoughts on “Some nights in Bangkok”
Pulsierendes Leben in einer faszinierenden, aber auch sehr touristischen Weltstadt!
Ihr habt Euch viel vorgenommen in Bangkok; das ist eine große Herausforderung, von hier aus die Rückreise auf dem Landweg zu organisieren!
Vielen Dank für Euren Bericht und die eindrucksvollen Fotos von Tempeln, Sehenswürdigkeiten, Nachtleben und Partymeile!
Am besten hat uns das Foto von Euch gefallen – vor der nächtlichen Kulisse Bangkok‘s! Es strahlt so viel Liebe, Glück und Harmonie aus!
Schritt für Schritt geht’s weiter!
Myanmar wartet auf Euch!
Ihr Lieben, keine Angst – wir gehen nicht verloren. Nach manchen Erlebnissen brauchen wir zwar auch etwas Zeit, um sie zu verarbeiten. Aber ihr kennt sicher das schöne alte Ruhrgebiets-Sprichwort: „Mit die Doofen is Gott!“ Und eine Reise in der Sänfte konnte sich höchstens der Kaiser von China leisten …
Wir freuen uns über eure Lesetreue und schreiben fleißig weiter!