Luxusbett und Langhausschreck
Eine historische Altstadt wie in vielen Städten, die wir bisher gesehen haben, fehlt in Kota Kinabalu. Als die Japaner im Spätsommer 45 geschlagen waren, gab es hier noch drei heile Häuser. Fast alles, was heute steht, entstand danach – und im Moment scheint die Stadt aus allen Nähten zu platzen. Wo vor zehn Jahren noch Dschungel war, ragen jetzt Neubauten in den Himmel.
Der Fischmarkt selbst ist eine Horrorshow. Mit diesem Angebot könnte man vermutlich eine Woche lang eine Großstadt vor dem Verhungern retten. Es sieht nicht so aus, als könnten an diesem Abend mehr als 10 Prozent verkauft werden. Wieviel von dem Rest wird weggeschmissen? Einige Ratten machen sich bereits über abgeschnittene Fischköpfe und Innereien her.
.
Am langen Nachbartisch findet ein Familienessen statt und der Senior kommt extra herüber, bedankt sich und fragt nach, ob wir ein Paar sind. Ich nicke und er klopft mir auf die Schulter und reckt den Daumen hoch: Gute Wahl. Ich habe keinen Grund zu widersprechen, zumal Chrissie noch „Californication“ von den Red Hot Chili Peppers anstimmt. Guter Start in Kota Kinabalu!
Die nächsten Tage sind wir unterwegs. Chrissie fährt uns durch das Land – so sicher, als wäre sie schon ewige Jahre auf der linken Seite zu Hause. Aus der Ruhe bringen kann sie höchstens noch ihr Beifahrer, aber der ist in Sachen Fahr- und Verkehrshinweise zum Schweigen verurteilt. Nicht ganz einfach. Zwei Verwarnungen pro Tag habe ich frei, aber danach droht die Höchststrafe: „Noch ein Wort und ich setze dich in der Wildnis aus.“ Ich lasse es in den folgenden fünf Tagen lieber nicht darauf ankommen …
… wie im Großen
Am Kiau Gap View Point entdecken wir eine Gedenktafel. 2015 sind während einer Bergbesteigung 18 Menschen bei einem Erdbeben umgekommen. Wir zählen darunter 7 Kinder im Alter von 12 und 13.
Für den Abend hat Chrissie eine besondere Unterkunft in der Nähe von Ranau gebucht. Sabah Teagarden. Klingt gut, eine Nacht in einer weitläufigen Teeplantage. Aber ich ahne bei der schmalen, steinigen Auffahrt nicht, was mich dort erwartet.
Das Schlimmste in dieser Nacht ist der Riesenkäfer aus der Familie der Flugsaurier. Nach dem ersten heimtückischen Zusammenprall fliegt er scheppernd gegen die Tür – und plötzlich umkreist er meinen Kopf wie eine kaputte Drohne. Chrissies Begegnungen mit Spinnen halte ich ja für harmlos, aber dieses Vieh versetzt mich in Panik. Ich schlage um mich, aber das Aas ist überall und immer wieder bei mir – bis es einen Kinnhaken abkriegt. Benommen landet es in unserem Spülstein. Sofort drehe ich das Wasser auf. Das scheint dem Monster nicht zu gefallen. Nimm das!, denke ich und verziehe den Mund vor Ekel. Aber dieser golemartige Käfer schlägt sich tapfer. Mit einem Schlappen hieve ich ihn über den Rand und bin bereit, ihm etwas Schlimmes anzutun. Zertreten, zermalmen oder erschießen. Aber der Bursche hat Glück: Durch ein Loch im Boden plumpst er tief nach unten auf den Erdboden und lässt uns fortan in Ruhe.
8 thoughts on “Luxusbett und Langhausschreck”
„tot – töter – am tötesten“
Na Chrissie,
konntest du der Versuchung nicht widerstehen, auf vegane Missionierungstour zu gehen?
Natürlich sind die Fische tot, das sollten sie vor dem Verzehr nun auch wirklich sein.
„Ich hasse Essen, das vor meiner Gabel zurückzuckt.“
Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass mehrere hundert Euro teure Langusten einfach so weggeschmissen werden, wenn sie mal nicht sofort verkauft werden können. Im schlimmsten Fall hat dann eben die Familie des Fischers oder des Händlers ein fantastisches Abendesssen.
Und überlasse es ruhig den lokalen Behörden, gegen die Überfischung der dortigen Gewässer vorzugehen. Die brauchen dort den erhobenen Zeigefinger aus Europa nicht.
Axelmaus, fühlst du dich getriggert? 😉
Der Text, auf den du dich beziehst, stammt von Reinhard. Und der hat auch gar nicht geschrieben, dass die Langustinen weggeworfen werden. Es ging um Fische. Ich habe nur Fotos von toten Tieren passend zum Marktgeschehen eingefügt. Wer außer dir könnte da denn auch nur ansatzweise einen Missionierungsversuch entdecken?🙄 Tsss, im Übrigen danke für die Aufklärung. Wir wussten beide nicht, um was für ein Schalentier es sich da handelt. Ich fand lediglich, dass es hübsch ist und schade, dass es nun nicht mehr schwimmt.
Schön faul bei einem „Spritz“ auf dem Balkon zu sitzen und Euch zu lesen – auch ’ne Art Urlaub, zumal Marit am 1.06. in Rente ging…
LG W (& M)
Glückwunsch zur Rente! Passt doch zu Sommer und Balkon. Genießt die gemeinsame Zeit ohne die Diktatur des Weckers!
Ein Abenteuer nach dem anderen!
Wir haben heute wieder viel zu lesen von Euch!
Herzklopfen ist immer dabei! Aber im Endeffekt geht alles gut bei Euch; selbst die Sache mit der Kamera und dem hartnäckigen „Besucher“ im Longhouse endet mit einem Lächeln und Aufatmen!
Reinhard als „Stammesoberhaupt“ gefällt uns und Christiane als Karaoke Künstlerin… wir sind gespannt!
Weiterhin viel Spaß bei Eurer Inseltour und immer schön aufpassen beim Linksverkehr! Aber Du, liebe Christiane, hast ja alles perfekt im Griff! 👍👍
PS: Nun seid Ihr fast 3 Monate unterwegs; wir freuen uns schon jetzt auf Euren Live-Vortrag und natürlich auf Euch!
Zum Glück nur ein Häuptling ohne Stamm! Denn da findet sich immer jemand, der den Alten loswerden will und schon das Messer wetzt. Ich möchte friedlich sterben – natürlich nicht sofort, sondern irgendwann mal, wenn ich gerade Zeit habe. 🤓
Reinhard, da bin ich ganz bei dir: Natur ist schön und wichtig, aber wenn sie einen umschwirrt und „angreift“, gilt es der Natur Einhalt zu gebieten 😉. Wir kämpfen zur Zeit mit Mücken in Dänemark. Eure Fotos sind super. Weiterhin alles Gute.
Ehre, wem Ehre gebührt! 99,9 % der Fotos hat Christiane geschossen. Ich finde die auch klasse.