Starship China – der erste Kontakt
Chrissie:
Eigentlich müssten wir unserem neuen Ziel entgegenfiebern. China, das Land des Lächelns, die unglaubliche Terrakotta Armee, die chinesische Mauer als einsamer Ort bei Nacht, zauberhafte Reisterrassen, atemberaubende Schluchten, Dungeons and Dragons. Aber Vorfreude? Nicht wirklich. Wir sind noch traurig von den Abschieden, wir sind befangen, wir sind skeptisch und … ja, nicht nur die perfekten elektronischen Kontrollsysteme sorgen für Beklemmung.
Der Iran ist wunderschön. Beide wären wir gern länger geblieben, nicht nur um den Norden weiter zu erkunden, sondern vor allem wegen der Menschen, die uns hier so ans Herz gewachsen sind. Über Farahnaz und Amon berichteten wir zuletzt. Wir alle wissen, dass wir uns nun eine lange Zeit nicht sehen werden. Vor allem mir fällt es schwer. Ich denke auch an Ahmad, unseren Engel der ersten Stunde. Mit ihm begann unsere Zeit im Iran und sie endete ganz unerwartet auch mit ihm.
In der Nacht vor unserem Abflug ruft er an, will wissen, wo wir sind und wie es uns geht. Als er weiß, wie unser Flugplan aussieht, fährt er mal eben vier Stunden mit dem Auto aus dem Norden zurück nach Teheran. Dort holt er uns am nächsten Tag am Merahbad Flughafen ab und bringt uns 60 Kilometer weiter zum Internationalen Chomeini Flughafen. Warum? Weil auch er uns vermisst hat und uns unbedingt nochmal sehen will. Der Iran macht mich ganz weich. Ich könnte schon wieder heulen, während ich diese Zeilen schreibe.
Da steht er in der Ankunftshalle wie ein Wächter des Guten. Warme Augen, liebes Gesicht, kahler Kopf. Ich freue mich so sehr, ihn zu sehen, dass mir alle iranischen Anstandsregeln egal sind. Innige Umarmung in der Öffentlichkeit. Die Beamten sind nett, gucken nicht hin.
Als wir im Auto sitzen, überreicht er mir ein Geschenk. Eine hochwertig gearbeitete, goldgelbe und schwer mit Perlen bestickte Umhängetasche. „Meine Tochter Fatemeh und ich haben sie zusammen ausgesucht. Ich hoffe, sie gefällt dir.“
Das tut sie. Und ich bin wie so oft im Iran sprachlos. Ich schlucke einen Kloß herunter und umarme vom Rücksitz aus Ahmad ein zweites Mal innerhalb von wenigen Minuten.
„Sie ist wunderschön“, flüstere ich, weil mir plötzlich die Stimme fehlt.
Ahmad wirkt ein wenig verlegen und ich krabble zurück auf meinen Sitz, betrachte das edle Stück. Iranische Handarbeit, erfahre ich. Und: „Wir wissen, dass sie eigentlich zu schwer ist für euer Gepäck, aber wir fanden beide, dass sie gut dir passt.“
Ich trage sie und bin so stolz. Dass dieser Mensch uns für gut befunden hat …
Was wir trotz allem nicht vergessen: Die Menschen im Iran brauchen Veränderung. An erster Stelle demokratische Rechte und eine Justiz, die ihne Sharia auskommt. Die Iraner wollen in Frieden leben – 8 Millionen Tote aus dem Krieg gegen den Irak sind traurige Last im kollektiven Gedächtnis dieses Landes. Deshalb brauchen sie eine kluge Regierung, die vor Trump nicht kapituliert, aber ihm auch nicht ständig neue Vorwände für weitere Sanktionen liefert; denn unter denen leidet auch wieder nur das Volk. Viele hoffen, dass Deutschland sich aus dieser Politik konsequent ausklinkt.
China! Wenn man mit einem ganzen Sack voll Vorurteile losreist, kann von Neutralität nicht mehr die Rede sein. Was haben wir nicht alles für Horrorstorys gehört!
Die Chinesen können nicht ordentlich anstehen, heißt es. Sie seien laut, rüpelhaft, sind unfreundlich, zeigen keine Gefühle und rotzen auf die Straße, wo es nur geht. Die krasseste Sache erzählt mir eine Dame aus Hongkong noch in einem Hotel im Iran. Es gäbe einen erbitterten Streit zwischen Chinesen und den Hong Kong-Leuten. Angeblich bekleiden die Chinesen aus der Volksrepublik ihre noch nicht stubenreinen Kleinkinder in der Öffentlichkeit nicht so, wie auch wir es gewohnt sind. Unten sei „alles offen“. Und die Kinder würden überall alles fließen und fallen lassen, wie es kommt. Windeln seien nicht üblich. Es gäbe sogar eine Facebook-Kampagne in Hong Kong, solche Kinder zu fotografieren und an den Pranger zu stellen, damit das endlich aufhöre. Kot oder Kampagne – was ich schrecklicher finde, sage ich der Dame nicht.
Als wir nun vorm Checkin-Schalter stehen, stellen wir fest: Chinesen können sehr wohl geordnet in einer Schlange stehen. Die meisten zumindest. Nur eine Gruppe von fünf jungen Männern drängelt sich ungerührt an mindestens achtzig Wartenden vorbei weit nach vorn. Reinhard erinnert mich daran, wie er vor Jahren in Jakarta fast eine Prügelei begonnen hätte: Bei einem Buseinstieg am Flughafen rempelte uns eine Horde rücksichtsloser China-Männer von allen Seiten an und blockierte den Eingang, weil alle nur der Devise folgten: „Ich zuerst!“
Ja, wir sind befangen. Wir rücken in der Schlange langsam weiter nach vorn, beladen mit Vorurteilen. Ob man die auch so einfach aufgeben kann wie unsere Rucksäcke?
Während wir warten, unterhalten wir uns flüsternd über unseren Chinaplan. War das wirklich eine gute Entscheidung? Die traurigen Abschiede einerseits, das viele Geld für Visum und Flug nach China andererseits! Und wofür? Womöglich für den kürzesten Abschnitt unserer gesamten Reise? Wir sind uns beide schnell einig. Sollten unsere Befürchtungen Realität werden, hauen wir nach ein bis zwei Wochen wieder ab.
Reinhard:
Die Kontrollen beim Check-in stimmen uns nicht zuversichtlicher. In diesem Land muss vermutlich jeder lächeln, weil immer und überall die Kameras auf einen gerichtet sind. Das Netz ist strenger reglementiert als die deutsche Straßenverkehrsordnung. VPN-Nutzung ist gesetzlich verboten und der große Bruder will immer genau wissen, wo man ist. Deshalb muss man sich bei jedem Ortswechsel bei der örtlichen Polizei melden.
Und dann die Kommunikation. Wie viele Chinesen sprechen mittlerweile Englisch? Wie sieht es mit der Beschilderung aus? Mal eben Mandarin lernen, ist nicht. Und es gibt noch einiges mehr, um das wir uns Sorgen machen. Und zwar so große, dass wir sogar überlegen, ob wir darüber schreiben können und wollen.
Tatsächlich. Bevor wir das Flugzeug erreichen, müssen wir bereits dreimal das Handgepäck durchleuchten lassen und unsere Taschen leeren. Dasselbe wiederholt sich vier oder fünf Stunden später bei der Zwischenlandung in Urumtschi im Nordwesten Chinas. Alle müssen raus aus der Maschine und es beginnt ein Marathon durch die Sicherheitskontrollen: Zwei Etappen beim Verlassen der Maschine und zwei beim Wiedereinstieg.
Bei der allerersten Kontrolle müssen die Chinesen nicht nur ihren Pass zeigen, sondern legen nacheinander beide Handflächen auf einen Scanner – offenbar sind die schon in einem riesigen Kontrollsystem gespeichert. Ich bin gespannt, was mit uns geschieht. Ich bin zuerst dran – und werde zunächst fotografiert. Anschließend erfolgt wohl ein Abgleich mit den Fotos aus dem Visumsantrag. Ich drehe mich zu Chrissie um, werde aber direkt angepfiffen. „Go, go!“, rufen die Beamten und zeigen nach vorn.
Hinterher wird mir klar, was ich nicht bemerken sollte: Unsere Gesichter werden nicht ein Mal, sondern drei Mal auf dem Monitor des Beamten angezeigt – parallel zum Porträtfoto wurden zwei andere Kameras aktiv. Ich sehe Chrissie von vorn, im Profil und halbschräg von vorn. Mann, Mann, wieviel Speicherplatz muss das System wohl haben! Die Fingerabdrücke werden natürlich auch noch erfasst. Jeder einzelne.
Ein paar Meter weiter kommt wieder die manuelle Kontrolle. Ein Catchertyp tastet mich nach Waffen ab. In der Brusttasche entdeckt er eine vergessene, fast leere Schachtel Zigaretten und wirft sie samt Feuerzeug zu meinen anderen Sachen aufs Band. Anschließend unterwirft er meinen Hochsicherheitstrakt einer Materialprobe. Der Schmerz ist schnell vorbei, aber am Ende findet er den zweiten Flammenwerfer und schmeißt ihn in den Müll. Chrissie wirft mir einen Blick zu, der wohl so viel heißen soll wie: „Halt die Klappe und den Ball flach!“ Frauen haben wirklich keine Empathie, denke ich enttäuscht. Wo soll ich in Peking nach dem Ausstieg ein neues Feuerzeug kriegen?
Eins ist mir jetzt schon klar: Die Jordanier und Iraner waren freundlicher …
Chrissie:
In Beijing muss Reinhard sich in Geduld üben. Bereits im Flieger habe ich ihm gesagt, dass wir das Flughafengebäude nicht verlassen, bevor ich nicht im Besitz von vielen Renminbi (der hiesigen Währung) und einer chinesischen SIM-Karte bin. Aber woher bekommen wir die? Wie schnell klappt das? Wie kommen wir zu unserem Hotel? Welchen Bus müssen wir nehmen, wo bekommt man die Fahrkarten, wie merke ich, wann wir aussteigen müssen? Und: Welche unbekannten Fallstricke hält die chinesische Bürokratie für uns bereit?
Direkt neben dem Gepäckband finde ich einen Schalter des Providers China Mobile. Super. Das ist ja leicht, denke ich. Ist es aber nicht. Fast 40 Minuten dauert es, bis ich eine Simkarte mit 20 GB Volumen in meinem Handy habe. Die Dame am Schalter spricht tatsächlich kein Wort Englisch. Wozu auch? Das internationale Publikum soll gefälligst Mandarin sprechen. Überhaupt. Die meisten Touristen sind Chinesen. Wer braucht da eine verzweifelte europäische Gestalt mit Offline-Übersetzungs-App?
Aber es funktioniert. Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Geld zapfen am zweiten Automaten? Funktioniert, obwohl dort kein Visa Zeichen zu sehen ist. Läuft. Doch dann sind wir draußen. Und Reinhard kann die ersten Pluspunkte für China vergeben. Zwar: Auch direkt vor dem Flughafengebäude herrscht Rauchverbot. Aber da stehen mindestens vier Chinesen, die genüsslich an ihren Kippen saugen. Einer gibt ihm Feuer und als Reinhard fragt, wo er ein Feuerzeug kaufen kann, drückt der junge Chinese ihm seins in die Hand und deutet an: Kannst du behalten. Stolz präsentiert er mir seine Beute. Raucher!
Während Reinhard im Zichtenakkord seinen Nikotinspiegel von 0 auf 100 bringt, versuche ich herauszufinden, mit welchem öffentlichen Verkehrsmittel wir in unser Hotel kommen. Ein Taxi wollen wir nicht nehmen. Nicht nur, weil es vermutlich teuer ist, sondern auch, weil uns alle Infos fehlen und wir somit die idealen Abzockopfer sind. Nicht mal verbal wehren könnten wir uns, wenn einer einen irrwitzigen Preis verlangte.
Ich renne hin und her und hin und wieder zurück. Verdammter Mist. Es spricht wirklich niemand Englisch! Ich versuche es, mit der Stadtkarte auf meinem Handy. Zeige auf die Station. Aber ich ernte nur Stirnrunzeln und werde woanders hingeschickt. Eine meiner schlauen Apps ortet mich und schlägt eine Buslinie vor. Linie 7. Direkt neben uns ist eine Linie 7, aber wir können da weder Tickets kaufen noch sicher sein, dass es die richtige Linie ist. Meine App sagt, dass die Haltestelle 900 m entfernt ist.
Reinhards Gesicht ist vom Rauchen schon aschgrau, meins rot vom Rumrennen. In meiner Verzweiflung frage ich nun laut in einer Schlange vor der Buslinie: „Spricht hier jemand Emglisch?“
Endlich. Ein Mittzwanziger mit schütterem Haar und schüchternem Lächeln meldet sich. Er versteht, was ich brauche, und erklärt mir, wie ich es bekomme.
Geschafft. Wir sitzen im Bus. Der fährt zunächst über eine endlos lange vielspurige Straße geradeaus. Ich lasse meine Offline-Navi mitlaufen, damit wir den richtigen Ausstieg finden. Aber dann versagt mein GPS. Der Bus fährt, aber der Punkt auf der Karte, der unsere Position anzeigt, ist eingefroren. Verdammt.
Ich versuche eine andere App. Aber da finde ich unser Hotel auf die Schnelle nicht. Und alle Haltestellen werden nur auf Chinesisch angezeigt. Mein Puls steigt. Alles Mist!
Nein, nicht alles. Der junge Mann, der mir schon mit den Fahrkarten geholfen hat, gibt mir ein Zeichen, das ich zunächst nicht verstehe. Dann steht er auf und bedeutet uns, dass wir aussteigen sollen.
Wir sind zu weit gefahren. Und ich habe mal wieder Durst wie ein Brauereipferd. Wir haben nichts außer einer Orange im Rucksack. Also doch ein Taxi? Unser Helfer heißt Wan Hei. Er bemerkt, dass meine Uber App nicht funktioniert. Und wieder haben wir Glück mit unseren Begegnungen. Zwanzig Minuten lang gleichen wir Hoteladresse und Wege ab. Dann installiert der junge Mann eine chinesische Taxiapp auf mein Handy. Nein, nicht die gleichnamige Didi App aus dem Playstore. Denn die funktioniere hier nicht. Er lädt ein dubioses Paket aus dem Netz und installiert es. Wer weiß, was ich mir da drauf lade, denke ich, aber ich gebe unsere elektronischen Identitäten in die Hände dieses Fremden. Doch vergeblich. Nutzen kann ich die neue App nicht. Ich muss eine Kreditkarte zur Zahlung hinterlegen. Will ich das?
Noch während ich grübele, passiert etwas, das unsere Vorurteile über die Chinesen endgültig zu Staub zerfallen lässt. Wan Hei bestellt uns über seine App ein Taxi zu unserem Hotel. Als ich ihm Geld geben will, lächelt er nur und winkt ab.
„Nein, das können wir unmöglich annehmen.“
Der Taxifahrer wird ungeduldig. Er textet Reinhard zu. Wan Hei winkt ab. „Steigt ein.“ Ein Nicken, er will gehen. Und ich? Ich tu das einzig Sinnvolle, das mir einfällt. Ich ziehe die saftige Orange aus meiner Tasche und drücke sie ihm in die Hand. „Danke für alles!“
11 thoughts on “Starship China – der erste Kontakt”
Sorry, komme erst jetzt dazu, mich gründlich mit Euren China-Berichten zu beschäftigen! Liest sich echt spannend! Und es gibt eine Komponente, von der ich mich schon lange entfernt habe: die überraschenden Elemente einer ersten Reise nach China!
Übrigens Feuerzeuge darf man eigentlich nirgendwo auf der Welt ins Flugzeug mitnehmen. Das ist nichts spezifisch Chinesisches.
So, jetzt schmöker ich mal weiter.
LG Ulrike
Hi, schön, dass du mal vorbeischaust. 🙂
Tatsächlich ist das mit der Feuerzeugabnahme während der gesamten Reise nur sehr selten passiert. Nur China und …. keine Ahnung. Das weiß Reinhard als Leidtragender besser 😅
Hallo Reinhard,
ich bewundere Euch!!!Ein echtes Abenteuer!!! In Euren berichten finde ich am interessantesten die Menschen denen ihr begegnet, so unterschiedlich, fremd und doch vertraut. Ich glaube Deine Eltern würden sich sehr freuen über Eure Reise in die Welt und um die Welt kennerzulernen. Schaue ab und zu mal wieder rein in die Berichte und wünsche Euch weiterhin viel Kraft und Glück!
P.S.: Ein Reisebricht bai der VVN ist schon eingeplant.
grügü
Lieber Günter, das ist das Gute an einer solchen Reise: interessante Menschen kennen zu lernen. Gestern im Hotel ein 20-jähriges Paar aus Aalen getroffen, die gerade einen Monat mit einem Leihwagen durch die Mongolei gefahren sind. Respekt! – Wir sind zwar weit weg von zu Hause, verfolgen aber fast täglich die Ereignisse in Deutschland. Unglaublich, was sich gerade bei den jungen Leuten bewegt! Und die VVN ist auch aktiv. Das Macht Hoffnung für die morgigen Wahlen.
Zu spät für einen Kommentar in Sachen Iran? Nein, die aktuelle Tagespolitik schreit danach kommentiert zu werden. In einem heutigen Leserbrief an die WAZ habe ich mir erlaubt, Eure positiven Erlebnisse im Iran zu verarbeiten.
Text:
Gute Bekannte von mir bereisten vor einigen Wochen den Iran. Ihr Feedback war überwältigend. Sie trafen ausnahmslos nach Autarkie strebende, dem westlichen Leben zugewandte und höchst gastfreundliche Menschen. Sie alle hoffen darauf, dass die westliche Welt sie in ihren Autarkie bestreben unterstützt. Aber spätestens seit Trump ist der Westen kein verlässlicher Partner mehr. Amerikanische Hegemonie kann (sie beweisen es seit vielen Jahren) als Rohrkrepierer angesehen werden. Nichts wurde befriedet, nur zerstört. Vertrauen und Infrastruktur. Das Märchen vom sagenhaften transatlantischen Bündnis ist entlarvt. Dazu hat es erst der Regentschaft eines Krieg treibenden Wehrdienstverweigerers gebraucht. Wann sieht das subtile Volk endlich ein, dass es einen noch subtileren und bösartigeren Menschen zum Präsidenten gewählt hat?!
Manni, wenn Mr. Trump nur 10% deines Verstandes hätte, wäre die Welt friedlicher. Aber genau das zeigt, wie ungerecht die wahren Güter der Menschheit verteilt sind. Gibt es einen triftigeren Grund, nicht an die Existenz eines Allerbarmers zu glauben? Ich glaube das nicht. 😉
Die Sätze für den Beitrag „Ängstlich (by Reinhard)“, wirken auf mich wie flash-backs, jeder Einzelne, selbst bei umgekehrten Vorzeichen.
Wovon ich rede? Von meinen Reisen in das kommunistische Nachbarland, zu Zeiten einer Mauer quer durch unser Land.
In jenem Land durfte niemand lächeln, obwohl immer und überall die Kameras auf einen gerichtet waren. Alles war reglementiert, dagegen ist die StVO eine Handlungsanweisung zum Glücklichsein. VPN-Nutzung war ausdrücklich erlaubt, denn der „Große Bruder“ hatte nicht genügend Dienstwagen, um den Aufenthalt seiner „Gäste“lückenlos dokumentieren zu können. Deshalb musste man sich bei jedem Ortswechsel bei der örtlichen Polizei melden.
Die Kommunikation war kein Problem, wenn man russisch oder sächsisch beherrschte. Aber es gab genug, um das wir uns ständig Sorgen machten. Aber das durften wir nicht kommunizieren. Nicht nur unser Gepäck wurde durchleuchtet, wie wir heute wissen, wir (im Auto sitzend) an der Grenze auch. Die Strahlungen waren so stark, dass ich auch heute noch kein Licht brauche, wenn ich nachts zur Toilette muss.
Bei jeder Kontrolle die gleichen Fragen und selbst bei immer gleichen Antworten, die immer gleichen Maßnahmen.
Gesichtserkennung gab es noch nicht, aber sie wären irgendwann auf die Idee gekommen, unsere Gesichter auf einem „DreiInEinem“-Drucker zu drücken und dann zu scannen.
Ja, es gibt in Berlin eine Akte über mich, da steht alles drin, sogar meine Essgewohnheiten
– alles wurde gespeichert.
Richtig glücklich waren die selbsternannten
Sicherheitskräfte aber erst dann, wenn sie Witze auf Kosten anderer machen konnten, die aber nicht mitlachen durften. Womit sich hier wieder der Kreis zu meiner Eingangsbemerkung (bzgl. lächeln) schließt.
Aber so lange sich Reinhard Sorgen um sein Feuerzeug macht, besteht ja noch Hoffnung!
Übrigens: wenn Dinosaurier sich nicht anpassen (nein, ich denke hier nicht über noch lebende Personen nach), sterben sie aus. Das ist bewiesen.
Ach ja, was macht eigentlich die Mauer….?
Alles Liebe aus dem Ruhr-Pott
Manfred
Ach, Manfred, der nächste Schnellzug wartet schon auf uns. Darum nur kurz: Die Vorurteile und die eingebildeten Gefahren sind wohl immer schlimmer als die Wirklichkeit. Damals wie heute. Und meine Akte, nebenbei bemerkt, liegt in Köln – wüsste gerne, was da drin steht. 🙄 Bleib fit – und freu dich, dass du bei jedem nächtlichen Gang ins kleinste Zimmer Strom sparen kannst! 😉
Diese Begegnungen. Die beschriebene Hilfsbereitschaft, ob zur Befriedigung einer menschlichen, rauchenden Schwäche und, da wichtiger, „die Langnasen“ in ihrer Orietierungslosigkeit auf den rechten Weg zu bringen. … Der Leser hat diese freundlichen Menschen vor Augen***. Ich wünsche euch stets den „passenden Retter in den entscheidenden Momenten“. Unbezahlbar….
***natürlich inclusive unserer beiden neugierigen Weltenbummler. Anm.: Ich weiss, dass euer Auftreten zu diesen Momenten ganz wesentlich beiträgt .
Danke, Herbert, du triffst deinen Nachnamen auf den Kopf! Wir geben uns wirklich alle Mühe, nett zu sein. Wir wollen doch nicht, dass die Chinesen die Deutschen als Bier saufende Meckerköppe in Erinnerung behalten 😉