Sternstunden in Wadi Rum
Auf dem letzten öffentlichen Parkplatz des Besucherzentrums von Wadi Rum: jede Menge Busse und PKWs und etliche Beduinen, die uns mit dem Jeep durch die steinige Wüste schaukeln wollen.
Wir haben schon von zu Hause eine Zwei-Tage-Tour gebucht. Bei Mehedi, von dem ich in einem anderen Blog gelesen habe. Er scheint einer der wenigen gut organisierten Leute zu sein, die individuelle Touren und Übernachtung außerhalb der Camps anbietet. In seinen Mails hat er uns vorgewarnt: Die ganz ausgefuchsten Kollegen schnappen der Konkurrenz gerne die Touren weg. Und tatsächlich: Gleich nach der Anmeldung passen uns vor dem Besucherzentrum zwei Beduinen ab. Sie wollen wissen, was für eine Tour wir gebucht haben, bei wem – und wie wir heißen. Doch Mehedi hat uns richtig gebrieft. Chrissie kontert: „Wenn ihr von Mehedi kommt, müsst ihr wissen, wer wir sind.“
„Is this you?“
Chrissie nickt,
„Follow this men!“
Wir folgen einem Pickup ins Dorf zu Mehedis Haus. Unter dem Vordach eines Beduinenzeltes sitzen ein paar Männer beim Tee. Die Farben Schwarz und Weiß sind traditionell einem Stammesältesten vorbehalten. Wir können im Schatten ein wenig verschnaufen, bekommen Tee.
Durch das wilde Wadi
Die erste kleine kleine Tour endet mit einer Enttäuschung. Klettertour zu einer Quelle. Aber die ist total verdreckt. „Wenn du aus dieser Pfütze trinkst, kannst du gleich die Malariaprophylaxe damit runterspülen …“, sagt Chrissie mir später.
Einen guten Kilometer weiter wartet eine riesige Sanddüne vor einer steilen Felswand, mehr als 50 m hoch. Auch Reinhard nimmt die Herausforderung an. Er kommt oben an, ist aber fix und alle. Jeder Schritt in diesem weichen Sand geht voll in die Beinmuskeln.
Immerhin kann man oben zwei jungen Kerlen zuschauen, die mit einem Snowboard die Sanddüne runterfahren wollen. Einer versucht es bäuchlings – geht gar nicht. Auf Füßen – Zeitlupensport. Dann doch lieber im Winter Snowboarden.
Für Chrissies Geschmack rennen da viel zuviele Touristen herum. An einigen stellen muss man für ein schönes Foto sogar Schlange stehen.
So folgt sie zuerst den Fußspuren, die andere Kletterer hinterlassen haben, später markieren Steintürmchen den Weg. Aber nur fast überall. Einmal kommt sie vom Weg ab. Ihr wird fast schwindelig, weil sie schon so hoch ist. Der Felsen ist zu steil, sie muss ein Stück zurück. Lose Steine, teils easy wie beim Treppensteigen, teils kleine Kletterpartien, die einen aber nicht direkt in den Abgrund fallen lassen. Puuh, es ist doch anstrengender als gedacht.
Auf der Rückfahrt: Glücksgefühle bei uns beiden. Vor allem die letzte Nacht war wie ein Gedicht. Achmed hatte aus den Matten ein Lager für alle drei vorbereitet. Während er sich anschließend in seine Decke einrollt und oben nur ein Luftloch lässt, liegen wir auf dem Rücken in unseren Schlafsäcken. Ein Sternenhimmel, wie man ihn über dem Dunst des Ruhrgebietes nie zu sehen bekommt. Und dieser Anblick erfüllt Chrissie einen ihrer Lebensträume: Ein Mal die Milchstraße mit eigenen Augen sehen. Und dieses Bild genießt sie, bis auch sie vor der Müdigkeit kapitulieren muss.
12 thoughts on “Sternstunden in Wadi Rum”
Wieder ein interessantes Land mit vielen Sehenswürdigkeiten und Kulturhighlights!
Wir freuen uns auf weitere spannende Reiseberichte und wünschen Euch einzigartige Erlebnisse im Iran!
Die beiden ersten Tage in Teheran waren schon so überwältigend, dass wir kaum mit dem Schreiben nachkommen. Auch die Orientierung klappt: Die verschneiten Berkuppen liegen im Norden und den Rest macht die Navi. Teheran mit seinen 18 Mio. Menschen ist ja nur unwesentlich größer als Wattenscheid. 🙈
Zwiebeln und Knoblauch. Damit wurden bereits Pyramiden gebaut. Bleibt gesund und achtet auf euch. Lieb gegrüsst vom Altbullen
Lieber Herbert, bin nicht ganz sicher, wer von uns beiden den anderen mehr ermahnen sollte, auf die Gesundheit zu achten. 😉 Ich will dich wohl behalten in „unserem“ Café wiedersehen! 🍀
Das hört sich ja alles traumhaft an. Genießt alles in vollen Zügen, das sind Erinnerungen und Bilder, die euch keiner nehmen kann. Viele tolle Erlebnisse im Iran – wir sind gespannt.
Wir genießen! 😌
Wij genieten mee!
Met zonnige groet uit Vrouwenpolder!
Mal wieder ein toller Bericht. Ich tauche völlig in Eure Abenteuer ein und ha e das Gefühl dabei zu sein. Danke dafür! Reinhard, ich beneide Dich ein bisschen um die Kamelmilch. Sah echt lecker aus. Ich wünsche Euch weiterhin viel Spass.🤗
Die Kamelmilch war verdammt lecker! Und achte auf die kommenden Fotos: Kamelmilch soll auch schöner machen! 😉
Das Bild unter dem Sternenhimmel am offenem Feuer habe ich ausgedruckt und Mechthild mit dem Kommentar auf ihren Schreibtisch gelegt, das uns das auch passiert, wenn wir die Stromrechnung nicht pünktlich bezahlen. War ein Fehler, denn jetzt soll ich nach dem Willen der „besten Ehefrau von allen“ zum Backpacker werden. Destanition: SÜDEN,
Auftrag: Abenteuer!
Habe heute um 10.30 Uhr den Auftrag erfüllt. Ich habe den Vermieter meiner Vier Sterne Bude in Velden damit beauftragt Kamelmilch zu besorgen und eine Wanderung im Sandsturm zu organisieren. Die Absage (kein Zimmer mehr frei) kam um 10:45 Ihr. Also: ich bin auch weiterhin Pauschaltourist unterwegs und erfreue mich an den Reiseberichten von Christiane und Reinhard. Schöne Bilder, spannende Geschichten, die auch vom Einfallsreichtum der Lokals zeugen. Mittagsruhe und Schatten findet der Beduine unter dem Auto bei einer angeblichen Reparatur. Ha,ha.
Euch noch viele schöne Eindrücke
wünscht Manfred
Deine Kommentare sind immer wieder schön! Aber höre auf deine Frau und besorge euch (!) gute Rucksäcke. Vielleicht treffen wir uns dann alle im Mai in Bejing oder im Juni in Hanoi! 🤗
Das sind die Bilder, die im Kopf bleiben – wunderschön!
Danke für den schönen Bericht.