Wenn Dick und Doof auf Weltreise gehen …
Tag 1: Wattenscheid – Aqaba, Jordanien
Gute Planung ist alles! Der Wecker klingelt um 05:00. Der Kaffee läuft. Katzenwäsche, Frühstück im Schnelldurchgang, Müll entsorgen, die letzten Sachen verpacken. Aber da ist noch eine Packung Räuchertofu. Wegwerfen geht nicht. Pfanne raus, braten, einpacken – die Ryanair-Tarife sehen keine Fütterung der veganen Passagiere vor. Reinhard moppert: Der Zeitplan!
07:10 Uhr. Unser lieber Nachbar Bodo klingelt, um uns abzuholen. Es wird hektisch. Keine Zeit mehr, die Packliste zu checken. Strom und Wasser abstellen, Gepäck aufnehmen, abschließen – Galopp! Um 07:16 Uhr klettern wir in Bodos Wagen. Alle Scheiben vereist. Das Warmluftgebläse gibt alles. Endlich gibt es ein Guckloch für den Piloten. Zum Glück scheint auch das Auto den Weg zu kennen.
Wir sind früher am Bahnhof als erwartet. Ein Regionalexpress nach Köln fährt ein. Besser als die geplante Tour mit 2 x Umsteigen. Aber wir müssen noch eine Zusatzkarte für den VRS ziehen. Und noch ein paar Abschiedsfotos schießen. Weg ist die Bahn, aber wir haben ja noch Zeit bis 07:38 Uhr. Der zweite Zug fährt ein in Richtung Essen. Immer noch keine Karte, weil wir gerade erst mit den Fotos fertig sind. Als auch der RE weg ist, meldet sich der Lautsprecher – unser Zug hat 35 Minuten Verspätung wegen Problemen mit der Weichenstellung. Doch glücklicherweise fährt auch um 07:47 Uhr ein Abellio ein, den wir bis Essen nehmen können. Wir haben genug Puffer eingerechnet. Alles gut. In Essen quetschen wir uns 10 Minuten später in einen anderen RE nach Köln, fühlen uns gut. Von dort aus soll es 5 Minuten später mit der S-Bahn 19 nach Köln/Bonn weitergehen. Dort könnten wir in Ruhe unserem Plan folgen:
- Einen Briefkasten suchen, um der Bogestra das auslaufende Ticket 2000 zu schicken.
- Von Turkish Airlines am Schalter das Geld für den ausgefallenen Flug nach Teheran einfordern.
- Gepäck einchecken. (Ryanair hatte nach unserer Buchung die Gepäckbestimmungen geändert, so dass dies nötig war)
- In Ruhe einen Kaffee trinken
- Im Duty Free eine Stange Gitanes erbeuten
- Tiefenentspannt durch den Sicherheitscheck
- Happy in Aqaba ankommen
Und nun die Realität:
Köln, Bahnsteigwechsel zu Gleis 9 und 10. Geschafft! Kaum sind wir oben, läuft auf beiden Gleisen gleichzeitig eine S19 ein. Großes Getümmel von aus- und einsteigenden Fahrgästen – ahnt ihr, was passiert? Genau. Wir merken es knapp 35 Minuten später, also gefühlt kurz vor Paris: Unsere S19 fährt in die Eifel …
Raus am nächsten Halt. Wir sind in Buir, kurz vor Düren. Wir rasen, so schnell es mit den Packladungen geht, am Bahnsteig die Treppen runter, erreichen die andere Seite. Sekunden später kommt der Zug Richtung Flughafen. Neue Ankunft: 10:37 Uhr. Wir lachen hysterisch. Es reicht nicht, doof zu sein. Man muss es der Welt auch zeigen können.
Am Flughafen geht der Kampf gegen die Uhr los. Auf die geplante Reihenfolge nehmen wir keine Rücksicht mehr. Stattdessen sieht es so aus:
1. Gepäck einchecken: Wir fummeln die Regenhüllen unserer Rucksäcke aus den Reißverschlüssen. Im kleinen Tagesrucksack befinden sich zwei Koffergurte, die drumherumgezurrt werden sollen. Bei einem bricht ein Pin an der Schließe, also müssen wir das Ding für 10 € in Plastik einwickeln lassen. Es lebe der Umweltschutz!
2. Reinhard muss zur Beruhigung erstmal eine Roth Händle töten, während Christiane einen Briefkasten sucht und findet. Ticket 2000 Task – Check
3. Das muss Vorsehung sein. Nur zwanzig Meter neben dem Posthorn leuchtet das Turkish Airlines Schild. Es ist 11:00 Uhr. Das schaffen wir. Der Mann vom TA Schalter sagt, dass er das Geld auszahlen wird. Aber Reinhard müsse persönlich erscheinen. Aber verdammt! Wo steckt er?
Ein Sprint durch die Halle. Da steht er, macht ein Schwätzchen an einem Versicherungsschalter. Christiane zieht energisch an seinem Ärmel. Die Werbungsleute sind enttäuscht. Ein (scheinbar) sicherer Kunde und das schöne Kopfgeld gehen ihnen flöten. Die Blicke sind gut lesbar: Böse Frau! Zurück zum Schalter.
11:15 Uhr: Glücksgefühle, denn das Geld wird fein säuberlich in zwei Häufchen ausgezahlt. Schnell noch quittieren.
Der Lautsprecher meldet. „Letzter Aufruf für Flug FR 1848 nach Aqaba.“
4. So eine verdammte …
Am Sicherheitscheck vor uns stehen ca. 30 Leute. Christiane drängelt sich ein Stück nach vorn zu einem Sicherheitsbeamten. „Unser Flug geht gleich. Können wir bitte vor?“
Der vermutlich muslimische Angestellte blickt uns an, als wollten wir ihm ein Abo der „Christlichen Familie“ verkaufen und sagt. „Da müssen Sie die Passagiere fragen.“
Wir fluchen nur sehr leise und betteln uns dann Stück für Stück nach vorn. Die Durchsage zum letzten Aufruf wird wiederholt. Wie viele letzte Durchsagen es wohl gibt?
Wieder haben wir Glück. Alle haben Mitleid mit den alten Leuten. Dann, endlich: Geschafft. Um 11:30 Uhr entern wir mit den letzten Passagieren den Flieger. Ausgepowert sinken wir einige Minuten später in unsere Sitze, bevor um 11:50 Uhr pünktlich die Maschine abhebt.
Reinhard jammert zwar, dass er keine Gitanes mehr im Duty Free kaufen konnte, aber was sagt ihr? Gibt es einen perfekteren Start in eine Weltreise? Sie hätte an diesem Tag auch in Düren enden können …
Bis zum 22.03. chillen wir nun noch ein wenig am Meer, bevor wir am 23. nach Aqaba City reinfahren. Von dort gab es nämlich eine unverhoffte Einladung. Ein Mann, eine Frau, vier kleine Kinder. Wir werden berichten. 🙂
16 thoughts on “Wenn Dick und Doof auf Weltreise gehen …”
Ich schlage vor, denBlog umzutaufen in „Rucksack und Räuchertofu“ 😋 Freut mich, dass alles noch geklappt hat. Genießt die Zeit und die Abenteuer!
Liebe Grüße
Philipp
Das ginge sicher auch als Nebentitel. Die Freude ist pbrigens ganz auf unserer Seite. Schön, dass ihr ohne Spinnenbisse gesund wieder heimgekehrt seid!
Gute Idee. Bei Räuchertofu geht der Rentner nämlich stiften …😉
Solltet Ihr vielleicht nicht allzuoft so machen.😉
Übrigens hat das Superwetter hier gewarte, bis Ihr vom Acker wart 😊.
Liebe Grüße vom Balkon
Werner u. Marit
Petrus hat nur darauf gewartet, dass wir weg sind! Der alte Mann hat eben auch seine Launen! 🙄
Und?
Gibt es auch in Jordanien Gitanes?
Wie passen eigentlich Ausdauertraining in der Muckibude und Gitanes zusammen…?
(Vergesst die letzte Frage, ich möchte mit Reinhard befreundet bleiben!) 😉
Axelchen, das müsstest du als Ex-Kettenraucher doch noch wissen: Auch bei Gitanes kommt es auf die Kondition an! 🙄
Bravo! Den ersten Stresstest habt ihr ja schon mit Bravour bestanden. Wir sind gespannt auf alle weiteren …. nein, Berichte natürlich und werden sie im Garten bei Tee oder Kaffee genießen und uns mit euch freuen.
Nur Geduld! Von solch einer Anfahrt mussten wir uns erst ein wenig erholen. Aber bald geht’s wieder voran!
Hallo, Ihr Lieben, und sonnige Grüße aus der Heimat!
Super, dass Ihr Euer erstes Ziel nach einigen „Turbulenzen“ erreicht habt!
Gute Erholung am Strand von Aqaba und weiterhin viel Freude bei allen weiteren Aktivitäten!
Wir freuen uns auf Eure nächsten Blogs und Fotos und sagen „shukran“!
Danke, ihr Lieben,
aktuell sitzen wir sonnen- und windgeschützt am Pool und betreiben ein paar Recherchen.
Herzliche Grüße zurück in die Heimat!
Marhaba ihr Lieben, mach weiter so! Ich habe schon Tränen gelacht😂. Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß und freue mich auf weitere Berichte über Eure Abenteuer.
Lachtränen sind der beste Lohn!
LOL, ein wirklich schöner Bericht von eurem ersten Tag!!! Ich wünsche euch weiterhin super viel Spaß und ich freue mich schon heute auf die nächsten Berichte UND Bilder 🙂
Hehe, freut mich, dass du Spaß hattest. Wir hatten noch Stundem später das Weiß im Auge. 😅
Also bei dem Reisebeginn hätte ich auch nur noch hysterisch gelacht 🙈 Im falschen Zug zu sein und dann dieser Moment, wo man es merkt … unbezahlbar 😅